Evaluation Erasmus+ und European Solidarity Corps

Neue Evaluationsberichte zu Erasmus+ und European Solidarity Corps

Daniel Weis, Christiane Meyers

Zwei neue Evaluationsberichte reflektieren die luxemburgische Perspektive auf die beiden EU-Programme Erasmus+ und European Solidarity Corps (ESC). Dabei stehen die Erfahrungen der relevanten Akteur*innen, darunter das Bildungsministerium, die Agentur Anefore, die Projektverantwortlichen und die Projektteilnehmenden, hinsichtlich der Umsetzung sowie der Wirkungen, Stärken und Schwächen der beiden Programme im Mittelpunkt.

Das Centre for Childhood and Youth Research (CCY) wurde vom Ministerium für Bildung, Kinder und Jugend (MENJE) beauftragt, eine Zwischenevaluation dieser EU-Programme durchzuführen. Im Mai 2024 wurde dieser Auftrag mit der Publikation erfolgreich abgeschlossen. Beide Evaluationsberichte sind nun veröffentlicht.

Die Evaluation wurde von Daniel Weis und Christiane Meyers durchgeführt, wobei Myriam Putzeys als externe Expertin Unterstützung leistete.

Datengrundlage und methodischer Ansatz der Evaluationsberichte

Das Evaluationsteam des CCY wählte in beiden Studien einen Methoden-Mix aus eigenen Erhebungen (Experteninterviews und Gruppendiskussionen), Analysen von programmspezifischen Daten (z.B. Projektdatenbanken) und Sekundärdatenanalysen (z.B. RAY-MON). Dieser Ansatz ermöglichte es, möglichst viele Perspektiven der relevanten Akteur*innen zu erfassen und unterschiedliche Datenquellen zu berücksichtigen.

Über Erasmus+ und European Solidarity Corps

Erasmus+ ist das EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport in Europa, an dem 34 europäische Länder teilnehmen. Es richtet sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Organisationen. In der aktuellen Programmgeneration 2021-2027 wurde das Gesamtbudget nahezu verdoppelt, um eine noch höhere Zahl von Teilnehmer*innen und ein breiteres Spektrum von Organisationen zu erreichen.

Weiter zum Volltext: Evaluationsstudie zu Erasmus+ in Luxemburg. Nationaler Bericht zur Midterm Evaluation 2021-2027

Das European Solidarity Corps (ESC) ist ein EU-Programm, das junge Menschen zur Teilnahme an solidarischen Aktivitäten ermutigt und in dieser Form seit 2018 besteht. Das ESC bietet jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die Möglichkeit, einen Freiwilligendienst zu absolvieren oder sich in solidarischen Projekten im eigenen Land zu engagieren. Die Aktivitäten des ESC können in einer Vielzahl von Bereichen stattfinden, darunter Bildung und Training, Bürgerschaft und demokratische Teilhabe, Umwelt- und Naturschutz, Migration, Kultur, humanitäre Hilfe und viele andere.

Weiter zum Volltext:  Evaluationsstudie zum Europäischen Solidaritätskorps in Luxemburg. Nationaler Bericht zur Midterm Evaluation 2021-2027

Stärken beider Programme

Basierend auf den Schlussfolgerungen der Evaluationsberichte, sind die fünf wichtigsten Stärken beider Programme Erasmus+ und European Solidarity Corps (ESC): Positive Effekte, Förderung der europäischen Identität, Zugänglichkeit und Inklusion, Effizienz, und europäischer Mehrwert.

Positive Effekte von Erasmus+ und European Solidarity Corps

Die Projekte aus beiden Programmen haben positive Auswirkungen auf individueller, organisatorischer und systemischer Ebene. Sie fördern u.a. das individuelle Lernen, die Lebensplanung und die persönliche Entwicklung der Teilnehmer:innen.

Et mierkt een ëmmer, dee Wäert, obwuel mer nëmmen zéng Deeg e Jugendaustausch maachen, mir kucken, dass se aus sech erauswuessen, aus der Komfortzon erausginn: Wéi wäit kann ech goen? Och sech selwer kenneléieren ouni Handy. Einfach an der Natur, Sport maachen. An deenen zéng Deeg ass et ganz, ganz schéin ze gesinn, wat een do scho bewierkt bei deene Jonken.

C’est les jeunes qui profitent. […] Chacun avait une raison différente pour partir, soit un échec scolaire, soit parce qu’il voudrait se trouver soi-même. Chacun a vraiment une autre motivation. Et je le vois, au début, on garde un peu contact pendant le projet et à la fin, c’est toujours impressionnant. C’est le développement.

Förderung der europäischen Identität

Die Programme stärken die europäische Identität und fördern die Solidarität und Empathie der Teilnehmer:innen.

Zugänglichkeit und Inklusion von Erasmus+ und European Solidarity Corps

Die Programme sind offen für alle, einschließlich Jugendlicher mit geringeren Möglichkeiten. In Projekten der luxemburgischen Agentur wird besonderer Wert auf die Inklusion Jugendlicher mit geringeren Möglichkeiten gelegt, die von den Projekten insbesondere profitieren können.

Dazu sagte ein*e Projektverantwortliche*r:

Ech hat nach een Anert, dat koum aus ganz, ganz prekäre Situatiounen. Ech hat eeben elo en Erfolgserleebnis. An dat Meedchen, dat war esou frou, dat war dann dräi an hallwe Mount am Ausland. An déi kommen zréck, dat sinn aner Kanner. An do hu mer och gesi bei deem Engem, wat aus enger prekärer Situatioun koum. An dofir ass et immens wichteg, deenen déi Chance ze ginn, datt se déi Erfarung kënne maachen.

Und ein*e andere Projektverantwortliche*r berichtete:

Ech war elo a Skandinavien am Oktober, do huet ee Meedchen, wéi mer erëm waren, gesot: „Dat hei war déi schéinst Woch vu mengem Liewen.“ An ech hu gesot, wann ee mech freet, hei, firwat méchs du dat, soen ech mer hei, genau fir esou Sätz. Dat Meedchen war effektiv nach net vill gereest, mam Fliger scho guer net. An dat war een absolutten Highlight an dat däerf een net vergiessen, dass esou Saachen extreem wichteg sinn.

Effizienz von Erasmus+ und European Solidarity Corps

Die Projekte bieten ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis, und von der Agentur werden unterstützende Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Projekte bereitgestellt.

Ein*e Programmkoordinator*in unterstrich:

Ech denken, dass déi Mobilitéitsprojeten e risen Impakt op d’eenzel Léit huet an dass dat awer eppes ass, wat elo net allze vill kascht an an deem Sënn eng, e gudde return on investment ass an deem Sënn.

Und weiter:

Ech mengen och generell, […] d’Kosten-Nutzen vum Volontariat ass am Fong zimmlech gutt, well do hate mer gekuckt, mir ginn do 500.000 Euro fir 80 Jonker aus. Wou 80 Jonker awer wierklech eng flott Erfarung maachen.

Ein*e Projektverantwortliche*r ergänzte:

D’Lëtzebuerger Agence awer ëmmer ganz reaktiv an hëllefsbereet ass […] wann een dann iergendwou e Problem huet, si se awer ëmmer reaktiv, fir do ze hëllefen an ze äntweren.

Europäischer Mehrwert von Erasmus+ und European Solidarity Corps

Die Akteur*innen betonen den europäischen Mehrwert der Programme und wünschen sich den Ausbau der Finanzierungsmöglichkeiten beider Programme.

Ein*e Ministeriumsvertreter*in brachte zum Ausdruck:

Also ech hoffe jo, dass et ëmmer bleift, well dat weist, dass déi europäesch Kooperatioun fonctionéiere kann an se och fir Jonker a vu jonken un schonn accessibel ass an erreechbar ka sinn. Ech mengen einfach déi Identifikatioun als europäesche Matbierger géif schonn drënner leiden, wann et déi Programmer net méi géif ginn. Nieft all deenen individuelle Plus-valuen, (…) dass se awer zemools am Jugendalter fir sech selwer als ‚Ech sinn Deel vun Europa.‘, sech ze identifizéieren oder: ‚Ech sinn europäesche Matbierger.‘

Und ein*e Projektverantwortliche*r ergänzte:

It is something that is helping the European solidarity, to have exchange to learn about other countries, to have a kind of European identity, if I may say. But losing it, it will affect the NGO field for a lot, the university a lot and also the social structure of Europe.

Beteiligte

Autor·in: Daniel Weis, Christiane Meyers

Jahr

2024