In diesem Kapitel untersuchen wir zwei zentrale Fragen zur Chancengleichheit des luxemburgischen Bildungssystems: Wie hängen die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen von (1) ihrem Migrationshintergrund und (2) ihrem sozio-ökonomischen Hintergrund ab? Die Befunde zeigen, dass, im Vergleich zu Jugendlichen mit Migrationshintergrund, einheimische Jugendliche in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften jeweils einen sehr großen Leistungsvorsprung (von ungefähr 1.5 bis zu 2 Schuljahren) haben. Weiterhin haben, im Vergleich zu sozio-ökonomisch benachteiligten Jugendlichen, sozio-ökonomisch begünstigte Jugendliche einen beträchtlichen Leistungsvorsprung (von in etwa 2.5 Schuljahren) in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Die Bildungslaufbahnen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, sowie die von sozio-ökonomisch benachteiligten Jugendliche sind weniger erfolgreich. Im luxemburgischen Bildungssystem ist der Bildungserfolg im internationalen Vergleich relativ stark von Merkmalen der kulturellen und sozio-ökonomischen Herkunft geprägt. Insgesamt zeigen die Befunde, dass die Chancengleichheit des Bildungserfolgs im luxemburgischen Schul system nicht (oder nur sehr eingeschränkt) gegeben ist.
Kompetenzerwerb in Bezug auf das kulturelle und sozio‐ökonomische Umfeld
Antoine Fischbach, Bettina Böhm, Christophe Dierendonck, Martin Brunner, Monique Reichert, Romain Martin, Sonja Ugen, Ulrich Keller
Zitiervorschlag
Ugen, S., Brunner, M., Dierendonck, C., Fischbach, A., Reichert, M., Keller, U., Boehm, B. & Martin, R. (2010). Kompetenzerwerb in Bezug auf das kulturelle und sozio‐ökonomische Umfeld. In PISA 2009. Nationaler Bericht Luxemburg (S. 41–52). Luxemburg: Ministère de l’Éducation nationale et de la Formation professionnelle (MENFP); Service de Coordination de la Recherche et de l’Innovation pédagogiques et technologiques (SCRIPT); Universität Luxemburg (UL); Unité de Recherche Educational Measurement and Applied Cognitive Science (EMACS).